Warum alle Kosmetiker Männer Sind – und auch bleiben

Studien

Titel: Gender Representation in Different Languages and Grammatical Marking on Pronouns: When Beauticians, Musicians, and Mechanis Remain Men
Autor:innen: Garnham, A., Gabriel, U., Sarrasin, O.Gygax, P., & Oakhill, J.
Jahr: 2012
Erschienen in: Discourse Processes, 49 (6)
doi: 10.1080/0163853X.2012.688184
Untersuchte Stile: GM
Kurzzusammenfassung: Das generische Maskulinum zeigt einen maskulinen Bias, auch wenn das Pluralpronomen „sie“ feminine Assoziationen auslöst.

Garnham et al. möchten herausfinden, ob das Pluralpronomen „sie“, welche Formgleich ist mit dem femininen Singularpronomen „sie“, den maskulinen Bias des GM beeinflussen kann.

Das Ziel: Herausfinden, ob das Pluralpronomen „sie“ den maskulinen Bias des GM beeinflusst.

Garnham et al. beziehen sich mit ihrer Studie direkt auf die Ergebnisse von Gygax et al. (2008). Daher sei auf den dort erwähnten Forschungsstand verwiesen.

Fragestellung:
Beeinflusst das Pluralpronomen „sie“ den maskulinen Bias des GM?

Hypothesen:
Garnham et al. stellen insgesamt drei Hypothesen auf, davon bezieht sich eine auf das Deutsche:
Der maskuline Bias des GM (wie von Gygax et al., 2008, gefunden) wird durch die Nennung des Pluralpronomens „sie“ abgeschwächt.

Die Methode von Garnham et al. orientiert sich an der von Gygax et al. (2008). Daher sei an dieser Stelle zunächst auf diese verwiesen.

Stichprobe:
36 Personen, 36 weiblich; Altersschnitt 22.43 (SD=3.54); Studierende

Material:
Die Materialien von Gygax et al. (2008) wurden übernommen und angepasst, d.h. im ersten Satz wurden Pronomen ergänzt, z.B.
(1) Die Nachbarn kamen aus der Cafeteria heraus. Sie gingen weg.
(2) Wegen des bewölkten Wetters, hatte eine[r] der Frauen [Männer] einen Regenschirm.

Alles weitere lief weitestgehend wie bei Gygax et al. (2008) ab.

Antworten:
Unabhängig von Rollenbildern und deren stereotypen Eigenschaften werden Satz (1) und (2) öfter als passend bewertet, wenn Satz (2) sich auf Männer bezieht. Jedoch zeigt sich dieser Effekt weniger stark, wenn das Pluralpronomen „sie“ im Versuchsdurchgang enthalten ist. Der maskuline Bias des GM bleibt bestehen, wird allerdings etwas abgemindert.

Reaktionszeiten:
Reaktionszeiten sind kürzer, wenn Satz (2) sich auf Männer bezieht. Der Unterschied zwischen den Reaktionszeiten (also zwischen Sätzen, die sich auf Männer oder Frauen beziehen) wird jedoch geringer, wenn das Pluralpronomen „sie“ im Versuchsdurchgang enthalten ist. Der maskuline Bias des GM bleibt bestehen, wird allerdings etwas abgemindert.

Beeinflusst das Pluralpronomen „sie“ den maskulinen Bias des GM?

Ja. Das Vorkommen des Pluralpronomens „sie“ mindert des maskulinen Bias des GM, hebt ihn aber nicht auf. Diese Beobachtung ist unabhängig von der Stereotypie des jeweiligen GM.

Garnham, A., Gabriel, U., Sarrasin, O., Gygax, P., & Oakhill, J. (2012). Gender Representation in Different Languages and Grammatical Marking on Pronouns: When Beauticians, Musicians, and Mechanics Remain Men. Discourse Processes, 49 (6), 481-500. doi: 10.1080/0163853X.2012.688184
Gygax, P., Gabriel, U., Sarrasin, O., Oakhill, J., & Garnham, A. (2008). Generically intended, but specifically interpreted: When beauticians, musicians, and mechanics are all men. Language and Cognition, 23 (3), 464-485.